Einleitung
Letztes Jahr hatten wir schon den Plan, die Ligurische Grenzkammstraße (LGKS) zu befahren. Nach Lesen einiger Berichte stellte sich heraus, dass durch die weite Anreise mindestens eine Woche Urlaub notwendig war. So wurde es 2015, bis der Plan umgesetzt werden konnte. Glücklicherweise fanden wir noch zwei weitere Mitfahrer, so dass das Unternehmen zu fünft stattfinden konnte:
Addi mit Husqvarna FE450
Andreas mit Yamaha DT 175 MX
Axel mit KTM ER 600
Harry mit Kawasaki KLR 650
Wolle mit Honda NX 250.
Zweimal trafen wir uns zum Planen, die Motorräder wurden ordentlich bereift, durchgecheckt und mit Navis bestückt. Addi uns ich planten die Offroad Strecken, wo uns die Seite der gpsies und alpenrouten sehr geholfen hatte. Wolle stellte seinen Wohnwagen zur Verfügung und kaufte Verpflegung ein. Andreas und Harry stellten Bus und Hänger, so trug jeder seinen Teil zum Gelingen bei.
Freitag und Samstag
Freitags nach der Arbeit wurden die Autos beladen, am Samstag um 4:30 Uhr ging es los, Treffpunkt Autobahntankstelle Wonnegau. Nach recht langweiliger Fahrt durch die Schweiz, den Gotthard Tunnel, am Mailand und Turin vorbei bis nach Salbertrand richteten wir unser Basislager ein. Der Camping Platz Gran Bosco war voller Enduro- und 4×4 Fahrer.
Ein Blick auf die Uhr – super, noch Zeit für eine kleine Hausrunde über die Jafferau Auffahrt in Moncellier.
Sonntag
Den Sonntag gingen wir locker an, Col de Finestre und die Assietta Kammstrasse (AKS) standen auf dem Plan. Die ersten Kurven auf dem Finestre waren noch geteert, wir kämpften mit der Offroadbereifung unserer Enduros, die Reifen wollten immer wegrutschen. Auf der AKS war recht viel los, immer wieder trafen wir ein Paar in einem alten dreier Golf, das furchtlos durch alle Wellen und Schlaglöcher fuhr. Vom Col de Basset, dem Ende der AKS ging es kurz runter nach Sestriere, wieder zurück und über die sogenannte Skipiste wieder zurück nach Oulx. So kamen wir auf 120km an dem Tag
Montag
Die Vorhersage meldete noch gutes Wetter. So gings zum Jafferau hoch und anschließend auf einen der höchsten anfahrbaren Punkte der Alpen, den Col de Sommelier. Leider war der berühmte Tunnel zum Jafferau gesperrt, da er baufällig geworden ist; so sind wir in Savoulx gestartet und über das Skigebiet von Bardoneccia wieder runter.
Da unsere Tanks noch recht gut gefüllt waren, starteten wir direkt zum Sommelier durch. Nach halber Strecke gabs eine Hütte zur Rast. Die letzten Kilometer bestand die Strecke dann nur noch aus sehr grobem Schotter was aber unseren Leichtenduros nicht wirklich Probleme bereitete. Unterwegs trafen wir ein ungleiches Paar, einer mit einem Grossroller und einer mit einer CBR250. Der Roller setzte ständig bei der Fahrt über den Parkplatz oben am Endpunkt auf, ich frage mich, wie der die Anfahrt über die Strecke überlebt hat. Insgesamt sind wir wieder ca. 120km gefahren. Nur Andreas war nicht oben auf dem Gipfel, da er auf der Mitte der Anfahrt zum Sommelier seine Benzinreserve anbrechen musste.
Dienstag
Es regnete. Keiner auf dem Zeltplatz wollte aufbrechen aber langsam sah man schon die Sonne durch die Wolken blitzen. So ging es los zum Mulatier. Der Weg dorthin war sehr spannend, zuerst ging es noch zweispurig los, doch die Strecke wurde immer schmaler bis zum Schluss nur noch ein Singletrail übrig blieb. Weiter im Skigebiet von Beaulard und noch einen kurzen Abstecher in Solomiac hoch und wieder runter. Da die Strecken heute sehr anspruchsvoll waren, kamen wir nur auf 67 km.
Mittwoch
Unser letzter Tag in der Basisstation Salbertrand. Um nicht so viel Straße fahren zu müssen, ging es nochmal über Oulx, den Col de Basset und Sestriere ins Skigebiet rund um den Colle Bercia. Dort waren mehrere doch recht schwere Strecken zu finden. Zum Abschluss des Tages ging es ins Valle Argentiera. Dort gab es am Ende noch eine Steilauffahrt zu einer Hütte. Den Tag haben wir nicht getrackt, es werden aber wieder ca. 70km gewesen sein.
Donnerstag
Der Donnerstag war Überführungstag von Salbertrand nach Limone Piemont. Harry und Andreas fuhren die Autos, Addi, Wolle und ich mit den Enduros. Da die Tour 270 km weit war, musste unser Schotteranteil reduziert werden. Zuerst gings wieder ins Skigebiet beim Colle Bercia. Dort hatten wir am Vortag eine Piste entdeckt, die über die grüne Grenze direkt an den Fuß des Col de Izoard führte. Nach dem Izoard kam der Col de Agnel nach Sampeyre. Dort bogen wir zur Varaita Maira Kammstrasse ab. Das war allerdings nicht der letzte Schotterpass für diesen Tag. Es kam noch eines der Highlights dieses Urlaubs, die Maira Stura Kammstraße. Auf dem Campingplatz trafen wir die Überführer wieder, Harry lies es sich nicht nehmen, nach der langen Autofahrt nochmal auf den Col de Tende zum Fort Central zu fahren.
Freitag
Das Meer zu sehen war heute das Ziel. Also ging es hoch zum Tendepass und dann über die Westabfahrt runter nach Tende, den Ort. Die serpentinenreiche Südabfahrt war leider wegen einer Baustelle gesperrt. Addi entdeckte auf dem Navi eine kleine „Straße“ nach La Brigue, sah nach einen kleinen Schotterpass aus. Hinauf ging noch leicht, oben dann ein schönes blaues Schild nach La Brigue, sah immer noch gut aus. Dann wurde die Straße immer schmaler bis zum Schluss nur noch ein Eselspfad übrig blieb mit Serpentinen, die nicht länger als das Motorrad waren und sausteil runter gingen. Hier war nichts mehr mit normalen Fahren, nun war „Enduro“ angesagt, also gegenseitiges Helfen und Ziehen und Schieben. Trotz Allem kamen wir alle glücklich in La Brigue an. Hoch zum Südteil der LGKS und in Pigna wieder runter. Dann auf direktem Weg nach Ventimiglia an den Strand. Ein paar von uns waren mit den Füßen im Wasser, Harry sogar ganz. Zurück über die SS20 durch den Tendetunnel zum Abschlussessen in Limone.
Samstag
Da am Sonntag in mehreren Bundesländern die Sommerferien zu Ende gingen, hatten wir uns entschlossen, am Samstag eine lockere Runde zu drehen, dann zu packen und in der Nacht dann nach Hause zu fahren. Also wieder hoch zum Fort Central und diesmal östlich in den Nordteil der LGKS. Seit letztem Jahr ist die Straße geebnet und kostet dafür 10€ Maut. Nichtsdestotrotz sind die Ausblicke und die Straßenführung es wert, sie zu fahren. Am Ende erwischte uns etwas Regen und man hörte schon Donner, weshalb wir schleunigst wieder nach La Brigue abfuhren. Dann wie geplant zurück zum Zeltplatz, packen und ab nach Hause. Sonntags um die Mittagszeit waren alle wieder Zuhause.
Fazit
Auf unseren Touren hatten wir jede Menge Ersatzteile und Werkzeug dabei. Die waren schwer und groß und wir haben nichts davon gebraucht. Dafür haben wir viele Leute getroffen, die mit eigentlich untauglichen Fahrzeugen die Strecken absolviert haben. Grundsätzlich kann man bis auf die Singletrails auch alles mit Motorrädern in der GS Klasse fahren, ob das allerdings auch so ein Spaß macht, kann ich mir nicht vorstellen. Der eine oder andere Sturz bleibt nicht aus, wenn man auf solchen Straßen fährt. Je weniger da kaputt gehen kann, umso besser. Außerdem hat das Gerüttel durch die groben Steine der Elektrik der KTM und Yamaha zugesetzt, hierüber hat die italienische Polizei aber großzügig hinweg gesehen.