Automobil-Club Alzey e.V. im ADAC

Über das Jahr reifte der Entschluss, 2024 mal wieder mit dem Motorrad in die Alpen zu fahren. Auf der Route des Grandes Alpes war ich schon oft, auch mit der Motorradabteilung des ACs eine Woche lang in Barcelonette. Ausserdem gibt es da ja den Youtuber Stefan Meitinger https://www.youtube.com/c/AbenteuerreisenStefanMeitinger, der tolle Videos über seine On- und Offroad Touren dreht und einen so inspiriert. Angelehnt an seine Westalpentour sollte die diesjährige Tour sein, allerdings nicht ganz so „verrückt“. Stefan Meitinger zeltet sehr oft wild und fährt oft mit seinem ganzen Gepäck die Schotterstrecken.
Da wir mittlerweile recht geübt im Touren clicken, auf die Navis spielen und dann sogar den Track auf der Straße auch noch zu finden, war unser Plan, mal grob Richtung Parco Nationale del Gran Bosco zu starten, mal zu schauen, wie es läuft und dann den weiteren Weg zu planen. Dort waren wir schon in der Vergangenheit mit den kleinen Enduros aber diesmal sollten es die dicken Reiseenduros (Addis BMW R1200GS und meine KTM 790 Adventure) werden.
Nun ist die Strecke dorthin recht weit vom Kreis Alzey, also wurde als Brückenort Aosta gewählt.

Anreise

Die Anreise ging größtenteils über die Autobahn. Glücklicherweise liegt zwischen dem Autobahnende und Aosta noch der große St. Bernhard.

Das Hotel Miage in Aosta kann ich empfehlen. In Laufweite haben wir die Pizzeria Millennium besucht. Auch diese ist empfehlenswert.

Tag 2

Abends hatten wir noch ganz mutig mit dem kurviger.de Superkurvig Modus die Strecke nach Oulx geplant. Unbedingt sollte ein kurzes Schotterstück zwischen dem Cormet de Roselend und Aime bei Bourg St. Maurice mitgenommen werden, um sich langsam daran zu gewöhnen. Nun denk man sich, dass es direkt zum kleinen St. Bernhard gehen würde, aber da hatten wir die Rechnung ohne kurviger.de gemacht. Kurviger hat uns in Aosta erstmal den Nordhang über kleinste Straßen hochgeschickt, um dann kurz vor Pre Saint Didier auf den Südhang zu wechseln. Viele tolle Straßen, bei denen die Geraden oft nur 50m lang waren. In La Thuile haben wir kurz getankt, dann gibt es endlich zum kleinen St. Bernhard hoch.

Bild

St. Bernhard wieder runter und rauf zum Cormet de Rosselend zur Mittagspause. Bei der Mittagspause zog es sich langsam zu, es war schon abzusehen, dass wir die Schotterpassage größtenteils im Nebel fahren müssen.

Glücklicherweise hatte die heutige Tour noch zwei Highlights, den Col de l´Iseran und den Col de Mt. Cenis mit seinem wunderschönen Bergsee.

Auf der Abfahrt vom Col de l´Iseran fanden wir noch einen Laden zum Einkaufen für den Abend. Die letzten Meter von Susa nach Oulx sind wir über die Autobahn gerollt, es war doch ein langer Tag. In Oulx hatten wir eine kleine nette FeWo gebucht.

Tag 3

Eigentlich hatten wir geplant, die Tour gemütlich angehen zu lassen und heute nur locker die Assietta entlang zu fahren. Das wären 100km gewesen. Da war aber nur zu zweit und sehr gut eingespielt sind, hatten wir die Tour etwas verlängert. Noch vor dem Col de Finestre ging es kurz den Berg auf Schotter rauf und wieder nach Susa runter. Dann den Col de Finestre hoch. Zuerst mit jeder Menge Kehren auf einer sehr schmalen Straße, die dann nach ein paar Kilometern in Schotter überging. Oben auf dem Pass genossen wir die Aussicht.

Plan war, nicht direkt in die Assietta einzubiegen sondern auf der Rückseite des Bergrückens wieder die Straße talwärts zu fahren. Kaffeepause in Fenestrelle. Nun wird es ernst, es geht wieder durch den Nebel auf die Assietta. Die Assietta hatte ich von unserer Tour mit den kleinen Enduros als „Schotterautobahn“ in Erinnerung, aber wie das mit solchen Straßen in 2000m Höhe ist, die verändern sich ständig. Sie war nicht wirklich schwer zu fahren aber Konzentration war schon notwendig. Mittagspause am Col de Assietta.

Runter nach Sestrier, Kaffeepause und tanken. In Sestrier schlug uns kurviger.de eine andere Schotterroute zurück nach Oulx vor aber als wir vor dem Einstieg standen, war da ein „Durchfahrt verboten“ Schild. Also sind wir die gleiche Strecke, die wir heruntergefahren sind, wieder hochgefahren. Auch das macht Spass. Oben angekommen haben wir uns auf die Suche nach dem Weg runter nach Oulx gemacht. Auch hier hätte uns kurviger.de eine Runde zu abenteuerlich geschickt, wir sind die „normale“ Abfahrt durchs Skigebiet runter. Einkaufen.

Tag 4

In aller Frühe machten wir uns auf dem Weg zum Col de Sommeillier. Mittlerweile gibt es kurz nachdem der Schotter angefangen hat ein Häuschen, an dem man eine Karte zum Befahren der Straße ziehen muss. Die Straße zog sich wunderschön erst durch den Wald. Dann kommt ein Hochtal. Dort ist ein Refugio an dem auch das Stella Alpina stattfindet. Dann wird es langsam ernst. Auf Facebook hatte ich gelesen, dass die Straße hier ganz frisch aufgeräumt wäre, davon war aber nicht mehr viel zu sehen. Allerdings war alles kein wirkliches Problem, um die dicken Brocken sind wir einfach drumherum gefahren. Oben auf dem Col waren es dann 10°. Ein Pass ist das aber wohl nur für Wanderer. Für Motorradfahrer oder 4x4ler ist er eine Sackgasse.

Komischerweise ging es runter viel flüssiger als hoch. So gönnten wir uns noch Kaffee und Kuchen im Refugio. Ein Blick auf die Uhr und es war klar, wir hatten noch etwas Fahrzeit übrig. Hierfür gewann die Auffahrt zum Fort de Mont Jafferau.

Tag 5

Ein Unterkunftswechsel stand an. Abends hatten wir nach einer Unterkunft in der Nähe des Lac de Serre Poncon geschaut und eine Fewo in Les Orres gefunden. Natürlich sollte es nicht auf dem direkten Weg dort hingehen sondern eher auf den Spuren von Stefan Meitinger. Der ist damals von Oulx aus durch den Tunnel nach Modane gefahren aber so einfach wollten wir es uns nicht machen. Wir sind „aussenherum“ nochmal am Lac du Mont-Cenis vorbeigefahren und waren dann schon mal im richtigen Tal. Auf der flüssig zu fahrenden Straße ging es dann bis Saint Michel de Maurienne wieder rein in das Pässeparadies. Col de Telegraph, Col du Galibier, einen kurzen Abstecher über Alpe d’Huez und dann zu einem Highlight der Tour, der Straße rauf nach Villard-Notre-Dame.

Unglaublich, warum man mit so viel Mühe eine Straße in den Fels haut, um zu so einem kleinen Örtchen zu kommen, wobei das Örtchen wirklich schön ist und wir das dortige Kaffee mit Blick über das Tal sehr empfehlen können. Hinter Villard-Notre-Dame ging es ein kleines Stücken unbefestigt zum nächsten Ort. Den Rest der Tour haben wir uns von kurviger.de nach Les Orres routen lassen. Die Unterkunft, die wir gewählt hatten, lag in Les Orres 1800, dh. auf 1800m, so dass Ende August dort sehr erträgliche Temperaturen waren.

Tag 6

Heute waren keine spektakulären Pässe geplant. Erstmal ging es kurvenreich runter zum See und dann zur Staumauer des Lac de Serre Poncon. Von dort über kleinste Straßen nach Digne les Bains und wieder zurück. Auch hier enttäuschte uns kurviger.de nicht. Es plante uns eine kleine aber feine Schotterstraße und viele kleine Sträßchen, die ich vermutlich auf der Karte ignoriert hätte.

Tag 7

Wieder auf Stefan Meitingers Spuren. Unser Frühsportprogramm bestand wie schon gestern darin, erstmal runter zum See zu kurven um dann in Guillestre auf den Col de Vars abzubiegen. Hier fand wohl eine Art Radrennen statt, die Straße war voll von Rennradlern. In Jausiers bogen wir auf den Col de la Bonette ab. Der gehörte wohl auch zum Radrennen, auch hier war viel Verkehr. Stefan Meitinger nutze in seinem Video eine geschotterte Querstraße, die oben am Col de la Bonette zur Straße des Col de la Cayolle abbog. Die hatte es in sich, war garnicht so leicht zu fahren. In der Mitte trafen wir einen Gravelbiker, der die Straße in umgekehrter Richtung gefahren ist. Mit ihm hatten wir uns unterhalten. Er meinte, er habe auf dem Weg seinen Badenschlappen verloren, wenn wir ihn finden, dann könnten wir ihn behalten – ich hab ihn tatsächlich gefunden inklusive ein paar Socken und alles fachgerecht entsorgt.

Wieder mit festem Boden unter den Füßen ging es dann über den Col de la Cayolle und in Saint Martin d Entraunes zum Col des Champs.

Auf der Abfahrt Richtung Colmars hielten wir in einem Kaffee und fragten den Wirt, wie es um den Col d Allos bestellt sein, weil er gesperrt ausgeschildert war. Der meinte, nicht mal mit einem MTB könne man da gerade hochfahren, da wäre alles im Bau.

Das stellte uns vor ein Problem. In den Alpen sind nun mal nicht so viele Straßen und so können Umleitungen dann doch lange werden. Es half alles nichts, es ging wieder zurück, nun in der anderen Richtung über den Col des Champs und den Col de la Cayolle zurück zum See. Auf den letzten kms, unter anderem die 18km wieder hoch nach Les Orres, hat uns dann noch etwas Regen erwischt.

Als wir dort ankamen, war es bereits dunkel. Das war so nicht geplant, schlimm war es aber auch nicht.

Tag 8

Erster Teil der Heimreise, heute aber noch kurvenreich. Das heutige Ziel war das B&B Hotel in Chambery. Diese Mal hielten wir uns nicht an Stefan Meitinger. Es ging zurück über den Col d Izoard, durch Briancon ein weiteres Mal zum Fuß des Col de Galibier, den Col du Lautaret, einen kurzen Abstecher Richtung Les Deux Alpes, im großen Bogen zum Col du Glandon. Der letzte Pass des Tages war dann der Col du Grand Cucheron, ein eher unbekannter kleiner Pass, trotzdem sehr fahrenswert. Leider mussten wir noch durch die ganze Stadt zum Hotel, bei mehr als 30° war das kein Spass. Das B&B kann ich sehr empfehlen. Wir wurden nett empfangen, es ist alles da, was man braucht und es ist preiswert. Abends ging es dann in die Stadt. Das zweite Mal auf der Tour, dass wir zum Abendessen in ein Restaurant eingekehrt sind.

Tag 9

Nach vielen schönen Tagen in den Alpen ging es heute auf die letzte Etappe über die Autobahn nach Hause.

Fazit:

Der Urlaub hat wirklich so geklappt, wie wir es geplant hatten. An die Schotterstücke hatten wir uns herangetastet, die waren wirklich kein Problem, erst Recht nicht an den Tagen, wo die Motorräder unbeladen waren. Die beiden Anreisetage sind eigentlich die anstrengensten. Stefan Meitinger ist bei seiner Tour nach einem ganzen Fahrtag noch 800km über die Autobahn nach Hause gefahren – ich frage mich, wie er das macht. Noch ein Hoch auf kurviger.de. Ich war nun schon ein paarmal in den Westalpen. Die ersten Male mit Karte im Tankrucksackfach. Da habe ich mich höchstens an „gelbe“ Straßen getraut, bin aber hauptlich die bekannten großen Pässe abgefahren. kurviger.de findet aber auch viele noch kleinere Straßen. In Kombination mit meinem Garmin Zumo XT ist das alles nicht schwer zu finden. Strecken mit vielen Kurven bin ich als „Track“ gefahren, das den Nachteil hat, dass man keine Abbiegehinweise bekommt.
Bezüglich der Reifen hatten wir uns im Vorfeld viele Gedanken gemacht. Auf Addis BMW waren Conti Trail Attack drauf, auf meiner KTM Pirelli STR. Beide Reifen sind onroad toll, schwieriges offroad können sie aber sicherlich nicht. So war schon klar, dass wir offroad nur im Trockenen fahren. Mit unserer dynamischen Routenplanung wäre das kein Problem gewesen. Auch hier ging der Plan auf. Solch einfache Schotterstrecken sind mit beiden Reifentypen im Trockenen gut zu fahren und trotzdem hatten wir auf Teer spass mit ihnen.

Irgendwie sind die Alpen in der zwischenzeit „voller“ geworden. Es ist mittlerweile viel mehr Verkehr. Auf den Pässen sind viele Radler unterwegs, z.T. sehr sportliche Radler, viele Bikepacker, immer mehr sieht man aber auch E-Biker, die sich mittlerweile an die Pässe herantrauen. Viele Radler reisen mit dem Auto an und lassen sich wohl auch begleiten. So muss man halt mit mehr Rücksicht dort herumfahren.